Smart City – Digitalisierung oder doch mehr?

12 Mrz, 2022 | Allgemein

Heute möchte ich gern ein paar Worte über den Ansatz und die Idee von Smart City verlieren.

Smart City geht weit über den Ansatz reiner Digitalisierung hinaus, also Digitalisierung im Sinne von „ich kaufe eine Lösung zu“, wie beispielhaft ich ersetze einen klassischen Schließmechanismus eines Parkhauses mit Schlüssel durch ein Kennzeichenerfassen des Systems, wo sich die Einfahrt dann automatisch öffnet, wenn das Kennzeichen erfasst wird.

Sicherlich eine großartige Sache, ist aber immer noch nur Digitalisierung und hat noch nichts mit Smart zu tun…

Der Begriff von Smart City findet eigentlich seinen Ursprung in großen Städten wie Tokio. Die Idee hier ist, seine Stadt zu verstehen – Digitalisierung ist nur ein erster Schritt dorthin.

Große Städte sind einfach schwerer überschaubar. Zusammenhänge von Situationen sind hier schwer zu verstehen.

Stellen Sie sich vor, wir würden ihnen nur ihr Gehör lassen, die Hände sind verbunden, Sie tragen eine Augenbinde und fühlen auch die Sonne nicht mehr im Gesicht, können Temperaturen nicht mehr unterscheiden. Wie würden Sie sich in einem Raum bewegen?

Nun, kommt sicher drauf an, oder? Steht was im Raum drin, sind Sie da allein, oder gibt es noch andere, die eben auch nur ihr Gehör zur Verfügung haben, mit denen Sie kollidieren würden?

Das beschreibt es sicher etwas, dass eine kleine Gemeinde einfacher strukturiert und mit weniger Sinnen zu verstehen ist als New York oder Tokio. Je komplexer die Umgebung wird, umso mehr Sinne brauchen wir, um uns effizient zurechtzufinden und zu bewegen.

Man könnte somit sagen, dass wir unserer Stadt Sinne geben müssen, je komplexer und größer sie wird.

Die Sinne von Menschen sind, glaube ich, bekannt, oder? Ich zähle sie nochmals auf:

  • Hören
  • Sehen
  • Riechen
  • Schmecken
  • Tasten
  • (Übersinnliches)

Aufbauend auf diese Sinne ist es uns Menschen möglich gewesen, Dinge und Situationen wahrzunehmen und uns kontinuierlich zu verbessern und zu entwickeln.

Die Menschen haben eben noch das Gehirn, welches die Sinne verarbeitet und einen Output oder eine Reaktion generiert.

Wir sehen, dass der gewählte Weg in der Stadt recht voll ist (Sinn: Sehen) und entscheiden uns, einen anderen Weg zu nehmen.

Das ist auch der Ansatz von Smart City.

Wir müssen der Stadt Sinne geben, diese verknüpfen und ein „entscheidendes System“ hinzufügen, diese zu verarbeiten.

Oft sind es erstmal Menschen als entscheidendes System, dann Künstliche Intelligenz, die dann die wahrgenommenen Informationen unserer Sinne auswertet und Entscheidungen trifft.

Es gibt den Ansatz, statt klassischen Teerbelägen von Fahrbahnen Solarplatten einzusetzen. Vorteil hier ist, dass diese im Sommer Strom erzeugen und dieser dann genutzt werden kann, um die Fahrbahnen im Winter zu beheizen. Die Straßen wären somit immer frei und es könnten die Winterdienste entfallen.

Diese Beispiele fallen aber erst einmal nur unter den Begriff Digitalisierung, weil eben der manuelle Prozess des Salzens durch eine digitale technische Lösung ersetzt wird.

Geben wir dieser Technologie aber noch Sinne dazu wie Sehen (Kamera) und Fühlen (Temperatur), ist es möglich, dass der Straßenbelag selbst entscheiden kann, ob er jetzt heizen muss, oder eben noch nicht. -Mit diesen zwei Sinnen wird diese Technologie smart, weil sie sich selbst steuert.

Ein weiteres Beispiel:

Aktuell wird der Müll immer in Routinen gelehrt, ist bei Ihnen vielleicht daheim auch so. Geben wir den Füllhaltern einen techn. Sinn hinzu – wie z.B. ein Sensor, der misst wie voll der Behälter ist – hätte ich als Mensch die Möglichkeit, den Behälter erst leeren zu lassen, wenn er einen gewissen Füllstand hat. Eine tolle digitale Lösung, nicht wahr?

Jetzt lassen Sie uns alle unsere Mülleimer in der Stadt mit Sensoren ausstatten und geben ihnen noch ein paar zusätzliche Sinne dazu, nämlich einen Sonnenscheinmesser/Temperaturmesser und Regensensor (fällt alles unter den menschlichen Sinn „Fühlen“), würde eine künstliche Intelligenz schnell erkennen, dass in der Fußgängerzone mit den drei Eisdielen, im Sommer bei strahlendem Sonnenschein eben die Eimer zwei Mal am Tag voll sind und in der Entleerungsplanung auftauchen, wobei sie bei einem regnerischen Tag eben gar nicht geleert werden müssen. – Jetzt wird aus der Digitalisierung ein smartes System.

Diese Beispiele könnte man jetzt beliebig weiterführen in allen Sektoren einer Stadt.

Das Smart City Projekt Eichenzell hat sich hierzu folgende Sektoren ausgewählt:

  • Stadtentwicklung/Wohnen/Leben
  • Umwelt und Energie
  • Mobilität
  • Verkehr/Smart Traffic
  • Wirtschaft Industrie und Handel und
  • Gesundheit und Pflege

Grundfrage bei allen Sektoren ist, was will ich konkret erreichen, welche digitale Lösung schwebt mir vor und welche Sinne benötige ich dazu.

Diese Sinne einer Stadt erzeugen dann auch Datenströme, die in Data Lakes gespeichert werden.

Eine weiterführende Idee ist es, einen Smart Campus zu gründen, Studenten die Möglichkeit zu geben, diese Datenströme zu nutzen, um weitere Lösungen darauf zu entwickeln. Wer weiß, welche tolle Ideen und Lösungen noch entdeckt werden, die wir jetzt noch gar nicht wissen. – Smart-oder 😊

Schauen Sie doch mal rein, wenn es Sie interessiert…

https://smartcity-eichenzell.de/spannende-diskussionen-und-impulse-bei-ersten-smart-city-workshops/

https://www.eichenzell.de/pdf/9541/Eichenzeller_Nachrichten_2021_KW_29.pdf 

https://smartcity-eichenzell.de/ueber-smart-city/

Wer schreibt hier?

David Lommer

David Lommer

Consultant

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